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In der Mongolei gibt es Mercedes und schwäbisches Bier

Der Botschafter wünscht sich aber stärkere Bindungen zu Deutschland - Der Chefdiplomat hat auf Einladung der VHS über seine Heimat informiert

Leonberg. Die Mongolei ist für viele ein unbekanntes Land. Nicht zuletzt deshalb hat die Volkshochschule den asiatischen Staat zum Schwerpunktthema gemacht. Informationen aus erste Hand hat jetzt der Botschafter Tuvdendorjiin Galbaator im Forum der Kreissparkasse gegeben.

Von Barbara Bross-Winkler

Wenig freundschaftlich ist es bei der ersten (überlieferten) Begegnung zwischen Deutschen und Mongolen zugegangen: 1241 trafen sie in der Schlacht bei Liegnitz aufeinander. Seit längerem sind die Beziehungen nun freundlicher. Und dennoch, das gestand auch Peter Pfitzenmaier, der Leiter der Volkshochschule, ein, wüssten die meisten Menschen hierzulande kaum etwas über die Mongolei.

Dschingis Khan und die Wüste Gobi waren denn auch die Stichworte, die Pfitzenmaier zur Mongolei im Kopf hatte, bevor seine mongolische Dozentin für Deutsch als Fremdsprache, Oyunjargal Sharkhuu, ihr Heimatland als Schwerpunktthema vorschlug.

Schon beim ausverkauften mongolischen Abend der Volkshochschule (wir berichteten) war viel Spannendes über das 9000 Kilometer entfernte Land zu hören gewesen. Auf den Auftritt des Botschafters stimmte jetzt Usukhjargal Purevsuren mit ihrem einzigartigen mongolischen Kehlkopfgesang und auf der Dombra die Gäste musikalisch ein.

Der Chefdiplomat des buddhistischen Staates, Tuvdendorjiin Galbaator, sprach über den aktuellen Stand der deutsch-mongolischen Beziehungen. Jener Dschingis Khan, der Europa einst das Fürchten lehrte, erzählte Galbaator, gelte als Gründer des mongolischen Staates (1206). Dass heute rund 30 000 Mongolen Deutsch sprechen hat seinen Grund darin, dass schon vor 80 Jahren die ersten mongolischen Studenten nach Deutschland kamen. Heute ist Deutschland als Studienland noch beliebter - zurzeit studieren rund 1300 Mongolen hier. Diplomatische Beziehungen nahmen die Staaten 1974 auf, im Zuge der Ostpolitik von Willy Brandt. Allerdings gehörten die Länder damals verschiedenen Blöcken an und mit Leben gefüllte Beziehungen konnten sich erst nach der Wende 1990 entfalten.

Galbaator berichtete über zahlreiche gegenseitige Besuche von Regierungsmitgliedern und Politikern wie etwa der SPD-Bundestagsabgeordneten Ute Kumpf, die wiederholt die Mongolei bereist und sich für eine größere Beteiligung der mongolischen Frauen in der Regierung stark gemacht hat.

Galbaator erzählte vom ersten Besuch eines deutschen Staatsoberhauptes 1998, Roman Herzog, vom Besuch des mongolischen Präsidenten Nambarin Enkhbayar in Deutschland und von den fünf wichtigen Instrumenten der Zusammenarbeit. Zu ihnen gehörten gegenseitige Konsultationen in den Bereichen Militär, Entwicklungs-, Kultur-, Außenpolitik und Wirtschaft.

Artikel aus der Stuttgarter Zeitung - Stadtausgabe, Montag,
10. März 2008 
Seite II
Ausgabe: Nr.59