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Das Nomadenfest Naadam 2012 von Werner Eckert, Baltmannsweiler

Vorbereitung

Von einer Reise in die Mongolei träumte ich schon seit langer Zeit. Als ich mit dem traditionellen Bogenschiessen anfing, hat mich natürlich auch die „alte“ Bogentechnik sehr interessiert. Sowohl in Ungarn, Korea, Japan und jetzt auch wieder in China gibt es Handwerker, die diese speziellen Bögen mit den alten Materialien und Techniken anfertigen. In Japan hatte ich einmal Gelegenheit bei einem Tempelfest dabei zu sein, bei dem japanische Bogenschützen in traditioneller Kleidung vom galoppierenden Pferd auf Zielscheiben geschossen haben und in den meisten Fällen auch trafen. Das war für mich sehr beeindruckend. 

Grundlage dieser Gemeinsamkeiten in der Bogentechnik ist die Zeit des mongolischen Reiches, das sich ja von Osteuropa bis nach Korea, von Sibirien bis nach Indien ausgedehnt hat. Bei einem gemeinsamen Western-Reiturlaub mit meiner Familie, entstand dann die spinnerte Idee, vom Bogenschiessen aus dem Sattel heraus. War aber gar nicht ernst gemeint, nur eine verrückte Idee am Biertisch.

Mein anderes großes Interesse gilt den alten Seidenstrassen, den Handelswegen zwischen Europa und Asien, die seit mehr als 2000 Jahren für einen Austausch von Handelsgütern (Seide, Gewürze, Schmuck,...), Religionen (Buddhismus, Christentum, Schamanismus...) und wissenschaftlichen Erkenntnissen (Astronomie, Algebra, Navigation,...) sorgten. Marco Polo und seine Reiseberichte haben mich natürlich sehr fasziniert und beeinflusst.
Dadurch stand die Mongolei natürlich in meinem Interesse und ich begann mich intensiver über die Mongolei zu informieren.. Ich las vom jährlichen Naadam-Festival, dem traditionalen Wettkampf im Ringen, Bogenschiessen und Pferderennen, ich sah die Filme vom weinenden Kamel, von der Höhle des gelben Hundes, von der Stimme des Adlers und ich war infiziert. Ich wollte dort hin, ich wollte Naadam und diese tollen Landschaften sehen. Es dauerte aber noch eine Weile, bis ich dann mit der konkreten Planung begann.

Ich studierte Reisebeschreibungen im Internet, sammelte Prospektmaterial von Reiseveranstaltern und besuchte Touristikmessen. Das Naadam Festival findet immer am 12. Und 13. Juli statt, also der Termin ist fest, eine Rundreise muss davor oder danach stattfinden. Um einen günstigen Preis zu bekommen habe ich frühzeitig einen Direktflug Berlin – Ulaan Baatar ( UB ) mit der mongolischen Airline gebucht.
Die Suche nach einem guten, aber günstigen Hotel war etwas schwieriger. Die Hotelsuchmaschinen bieten nur internationale Business-Hotels an, die sehr teuer sind. Mit etwas Glück fand ich ein kleineres Hotel, das zentral liegt, einen gute Ausstattung und Service hat und dazu auch noch bezahlbar war. Ein paar emails später war die Reservierung bestätigt. Abholservice vom Flughafen gibt es auch.

Mit der Tour war es nicht ganz so einfach. Meine Nachfrage bei bekannten deutschen Veranstaltern war nicht erfolgreich, es gab Terminschwierigkeiten oder es waren nur vorgefertigte Rundreisen möglich. Bei den mongolischen Anbietern aus UB war ich als Einzelreisender wohl nicht interessant genug, die Angebote waren unvollständig und die Preise wurden von einem Tag zum anderen drastisch erhöht. Warum weiß keiner.

Auf der Touristikmesse hatte ich schon mal Kontakt zu einem kleineren Mongolei-Reiseanbieter aus dem Raum Stuttgart. Dort erhielt ich auf Anfrage ein Angebot das sich genau an meinen Wünschen und Terminen orientierte. Die freundliche, kompetente Beratung, das detailliertes Infomaterial und der faire Preis war maßgebend für die Buchung der einwöchigen Rundreise zu einigen der schönsten und interessantesten Gegenden der Mongolei. Also, die Buchungen sind komplett, jetzt noch die persönliche Ausrüstungsliste kontrollieren, bzw. ergänzen. Dann kann es losgehen.

Samstag 7.7.2012

Abflug Stuttgart 8:35, Ankunft in Berlin/Tegel
Der „alte“ Flughafen ist eine Katastrophe, eng unübersichtlich, Wartebereich nur in den Lokalen, ...
Abflug nach Ulaan-Baatar ( UB ) am Nachmittag 15:50. Es gab aber eine Verzögerung beim Einchecken da der Flieger aus UB später ankam. Abflug ca. 17:00.
Der Flieger war full-booked, viele kleine Kinder, enge Sitzabstände.
In der Reihe 28 ist die Rückenlehne wegen des Notausstiegs nicht verstellbar, keine Drinks (Gin Tonic) verfügbar, aber das Essen war gut.

Sonntag 8.7.2012

Ankunft UB um 7:00 morgens, Ortszeit, Flugzeit ca. 8 Stunden.
Die Einreise ging schnell, aber die Gepäckausgabe war grausam. Es gab eine lange Wartezeit, obwohl nur ein Flieger ankam. Nach kurzem Umherschauen in der Ankunftshalle habe ich den Fahrer gefunden, der mich dann zum Hotel Kaiser brachte. Die Strassen in UB sind fürchterlich, tiefe Löcher, Rinnen, Steine und Dreck zwingen jeden Fahrer zu einem Slalom. Für eine Hauptstadt wirklich schlimm. Fahrzeit ca. 30 Min. Einchecken im Hotel ging ohne Probleme, obwohl das Personal so gut wie kein Englisch verstand. Das Zimmer sieht gut aus (Nr.304), das Bad ist neu und sauber. Aber kein Leintuch auf der Matratze, bzw. kein Bezug an der Steppdecke, da bin ich sehr froh über meinen neuen Seiden-Reiseschlafsack. Es gibt Kühlschrank und Fernseher, aber leider keine Kleiderbügel Das Wasser im Waschbecken läuft schlecht ab, aber hey, was soll`s.

 

1. Gang in die Stadt (Zentrum)

Es sieht nicht so gut aus, viele Baustellen (aktive und tote). Die Strassen sind in einem sehr schlechten Zustand, Löcher, Steine, Bauschutt und jede Menge Abfall. Der Zustand der Häuser ist arg unterschiedlich. Es gibt große, neue, moderne Gebäude, wie den Blue Sky Tower, aber auch viele alte ungepflegt Häuser in Plattenbautechnik. Selbst vor dem Ministerium des Äußeren sind die Parkplätze und Strassen sehr schlecht. Wohl deshalb sieht man so viele geländegängige Autos., Toyota, Mercedes, Landrover, VW, Porsche-Cayenne, sogar Hummer H2 und alle anderen Allrad-Japaner. Aber auch die legendären, russischen Allradfahrzeuge sind auf den Strassen zu sehen.
Der Sukhbaatar Square ist ein sehr großer freier Platz der von „alten“ Gebäuden wie dem Regierungsgebäude, dem Opernhaus, mehreren Banken, der Börse und der Hauptpost und von zwei neuen, modernen Hochhäusern eingerahmt wird. Es gibt in der Mitte des Platzes ein großes Reiterdenkmal aber leider keine Läden, Kneipen oder Cafes wo man sich hinsetzen und bei einem Kaffee dem Treiben auf dem Platz zusehen kann.
Bei der Hauptpost gibt es einen Stadtplan und Krimskrams und ich konnte auch mein erstes Geld wechseln. 200 m weiter gibt es eine geöffnete Wechselstube. Für 200 Euro bekomme ich 330.000 Tugrik (Mong. Dollar), das ist ein dickes Bündel, da es nur 10.000 Scheine gibt. Nachdem vormittags in der Stadt nicht viel los ist, bin ich wieder zurück ins Hotel und habe den Schlaf nachgeholt.
So gegen 15:00 bin ich wieder ins Zentrum, auf dem Weg dahin sah ich ein kleines, halbverfallenes Kloster oder Tempel, der sehr koreanisch aussah. Tempel mit Baustelle im Hintergrund und dem Glaspalast Blue Sky Tower.

Danach der erste Supermarkt, mal so gucken. Chaotisch, Tante Emma-Laden auf Russisch. Großes Angebot aber unübersichtliche Anordnung. Feuerzeug und zwei Dosen koreanisches Bier (Cass). An der Kasse braucht man viel Geduld und Zeit.Danach zum Irish Pub, dem zentralen Lokal mit Biergarten. Der ist gut besucht, viele Touris, aber auch Einheimische. Die Preise hier sind relativ hoch, 1 Bier =5000M$ = 3 Euro; Chicken-Chips + Bier = 23.000 M$ = 13 Euro

Leider hat es etwas zum Regnen angefangen, also zurück zum Hotel, noch ein Cass, Bucheintrag, dann ist Feierabend. Die Hotel-Managerin hat sich noch gemeldet, mehr Infos morgen um 10:00. Eine SMS noch in die Heimat, SMS zurück, die Kommunikation scheint zu funktionieren.

Montag 9.7.2012

Ich habe gut geschlafen, das Hotel ist echt ruhig, nur gegen Früh gab es irgendwo ein Hundegebell. Das Frühstück ist auch sehr gut, Fried egg, Wurst Marmelade Obst, Körner, Müsli, der Kaffee ist ok. Es war nur noch ein Gast da, Ben aus Nevada. Die Managerin hat sich nicht blicken lassen, macht aber nichts. Also los.
Sukhbaatar Platz, Peace Avenue bis zum Gandaam Kloster. Heute ist sehr viel Verkehr in den Strassen. Alles Chaoten!! Es wird wie verrückt gedrängelt, behindert und wie blöd gehupt. Man muss beim Strasse überqueren sehr aufpassen, grüne Ampeln und Zebrastreifen bedeuten dem Autofahrer nicht viel.
Die Gandam-Klosteranlage wird z. T. neu gebaut bzw. saniert , die alten Gebäude sind marode aber liebevoll ausgestattet. Mit einer Tüte voller Körner kann ich die 1000 Tauben füttern die auf dem Tempelplatz ihr Unwesen treiben. Der über 20m hohe, goldene Buddha im größten Tempel ist sehr beeindruckend.

Am Nachmittag gab es ein Gewitter mit Regen, Hunger hatte ich auch, also rein zum Koreaner, Mandu (Teigtaschen), Kimchi und ein Cass-Bier. Danach zurück ins Zentrum. Durch den Regen sind viele Gehwege überschwemmt. Bis zu 10 cm steht das Wasser auf der Strasse und kann nicht abfließen. Als Fußgänger sucht macht man Umwege, die Autos pflügen durch und spritzen meterweit. 

Eigentlich wollte ich wegen der Dinos die dort ausgestellt werden ins Naturkundemuseum, bin aber im Museum für mongolische Geschichte und Kultur gelandet. War aber gar nicht schlimm, denn das war auch sehr spannend. Von den Steinzeitmenschen über die verschiedensten „Khans“ bis zur demokratischen Revolution in den 90-er Jahren. Die vielen Ausstellungsstücke vermittelten einen sehr guten Eindruck des schweren, nomadischen Lebens. Danach noch ein Museum, das Choijin Lama Temple Museum, ein ehemaliger Lama-Tempel direkt hinter dem hochmodernen, gläsernen Blue-Sky-Tower gelegen. Das Museum besteht aus mehreren kleinen Tempeln, die aber einen etwas ungepflegten Eindruck machen. Innen sind diese Tempel aber sehr schön ausgestattet, Buddha-Figuren, Schalen, Figuren und viele farbenfrohe Kostüme und Masken wie sie für religiöse Tempeltanz-Darbietungen gebraucht wurden. Sehr schön!
Im hintersten Tempel, der früher nur für den Lama und einigen Vertrauten begehbar war, sind leicht erotische Buddhadarstellungen zu sehen, auch sehr schön. Leider absolutes Fotografierverbot. 

Zurück zum Hotel, kleine Pause, Abendessen im Hotel: Rindsbraten mit Pommes und Gemüse, sehr fein aber zuviel. Abendspaziergang zum Sukhbaatar-Platz, viele Familien mit Kindern, es fehlt dort ein Strassencafe. Sonst ok. Es geht weiter...

Dienstag 10.7.2012

Das Frühstück im Hotel war wieder gut. Frau Tuvshin, eine Mongolin die mit ihrer deutsch-mongolischen Familie lange Jahre in Deutschland gelebt hat und perfekt Deutsch spricht, ist auch für das Hotelmanagement verantwortlich. Sie hat mir sehr geholfen (eine mongolische Telefonkarte für mein Handy besorgt), mich mit guten Tipps und Ratschlägen versorgt und mir die Sicherheit gegeben, dass ich sie bei Problemen anrufen kann. Mit der mong. Telefonkarte von MobiCom kann ich nun auch deutlich günstiger als mit der D2-Karte anrufen und angerufen werden. Auch SMS sind möglich.

Nach dem Frühstück ging ich quer durch die Stadt, Richtung Süden zum Zaysan, ein Aussichtspunkt und Memorial aus der Russenzeit. Nach dem Stadtplan hatte ich die Entfernung deutlich kürzer geschätzt, aber der Weg zog sich dahin. Über eine große Brücke ging es zuerst über die russisch-chinesische Bahnlinie. Da musste ich mich doch sehr wundern, weil diese internationale Strecke einspurig ist, sie hat keine Elektrifizierung und es gibt ebenerdige Bahnübergänge in UB. Dann ging es noch über den Fluss Dund Gol, vorbei am Stadion, wo morgen die Naadam Spiele eröffnet werden, vorbei am Bogd Khan Museum, nochmals über einen breiten Fluss, den Tuul Gol, durch ein Neubaugebiet und dann sah ich mein Ziel, den Zaysan. Ein großes rundes Bauwerk auf einer Bergspitze. Gefühlte 200m hoch und nach ca. 600 Treppenstufen war ich oben, schwer schnaufend, aber mit mir zufrieden. Die Aussicht war echt gut, die Luft noch besser. Ulan-Baatar ist riesig und wächst nach allen Seiten, selbst die Täler zu den nahen Bergen hin werden zugepflastert. Das sieht nicht immer so gut aus, ist aber vielleicht notwendig, da UB aus allen Nähten platzt. Die Landbevölkerung zieht es wegen der besseren Versorgung nach UB, deshalb stehen überall Neubauten und Bauruinen herum.

Zurück ging es wieder über die Brücke direkt zur Terrasse des Irish Pub. Mit dem großen, dunklen Khan-Bier habe ich den Staub der Strasse hinuntergespült. Es hat sehr gut geschmeckt. Danach Geldwechsel, es gibt einen etwas schlechteren Kurs bei von 10 x 20 USD Banknoten als bei 2 x 100 USD Noten.??? Versteh ich nicht, ist aber so. Ich hatte keine Lust zum Streiten, also nur eine dumme Bemerkung.

Auf dem Weg lag jetzt noch das Naturkunde-Museum, also nichts wie rein und die Dinos anschauen, die in der Gobi gefunden wurden. Die vielen Tierpräparate, die liebevoll präsentiert werden informieren über die artenreiche Tierwelt der Mongolei. Dieses Museum ist echt sehenswert. Zurück zum Hotel, nach dem langen, staubigen Tag war die Dusche wirklich nötig.

Nach einer kleinen Pause ging es noch mal zum Sukhbaatar-Platz. Dort ist immer etwas zu sehen, z.B. Kids im Elektroautos, die vom Papa ferngesteuert werden. Dann wurde es aber spannend. Eine Militärkapelle stieg aus einem Bus aus und wartete auf den Einsatz. Ich sprach sie wegen „Fotos machen“ an und sie erzählten mir, dass jetzt hier eine Vorfeier, eine Zeremonie zum morgigen Naadam-Festival, stattfindet. Es werden die Fahnen aus dem Parlamentsgebäude abgeholt und zum Naadam Festplatz gebracht. Wobei hier die Fahnen weiße Pferdehaarschwänze an langen Stangen sind, also Standarten, welche die Einheit der Mongolei versinnbildlichen sollen.
Also großes Kino, Militärmusikkapelle in Paradeuniform, ca.30 Pferde und Reiter in Uniform und ein weises Pferd mit Anführer. Mit Musik und Paradeschritt ins Parlament. Standarten geholt, auf die Pferde und mit Musikunterstützung um das Parlamentsgebäude geritten. Und immer schön zackig. Die ganze Zeremonie dauerte eine Stunde und war eine schöne Einstimmung auf das morgige Naadam Fest.

Mittwoch 11.7.2012

Heute ist die Eröffnungsfeier des Naadam-Festivals im Stadion von UB. Mit Hata, einer netten, deutsch-sprechenden, mongolischen Reisführerin, die für Ethno-Mongol die Reisegruppen betreut, habe ich mich am Stadion verabredet. Sie war mit einer deutschen Reisegruppe auf einer Tour in der Gobi und jetzt gehen wir gemeinsam zum Naadam Festival. Da das Hotel der Gruppe am anderen Ende von UB liegt und mit großen Verkehrsstau zu rechnen ist, laufe ich zum Stadion, den Weg kenne ich schon.
Also, Stadtwanderung zum Stadion von 30 Min. Rings um das Stadion waren sehr viel Verkaufsstände und „Fress“- Zelte aufgebaut. Es strömten die Massen. Die Ethno- Gruppe und Hata kam auch bald und wir tauschten unsere bisherigen Mongolei- Erfahrungen aus.

Es sind sehr viele ausländische Besucher hier, Amis, Briten, Japaner, Chinesen und auch viele Deutsche. Woran erkennt man eine deutsche Reisegruppe schon von weiten? An der sauberen, tadellosen Freizeit- bzw. Outdor- Kleidung nach dem neuesten Chic und Design. Manchmal auch im Päärchen-Look. Um 11:00 begann die Eröffnungszeremonie. Mit Musik und Pferdestaffel wurden die Standarten hereingebracht, dazu Präsidenten Worte, danach viele bunte Gruppen. Gruppen aus den verschiedenen mongolischen Regionen mit ihren schönen Kleidern, aber auch populäre Sänger und Sportler beteiligten sich an der Eröffnungsfeier. Ein wirklich schönes Programm. Das Stadion war mit ca. 50.000 Menschen randvoll. Danach geht es langsam los.

Die Bogenschützen ziehen um in ein kleineres, benachbartes Stadion, wo die Bogenschieß-Wettbewerbe stattfinden. Die Ringkämpfer und Schiedsrichter bereiten sich auf die Wettkämpfe vor. 520 Ringer treten zu dem K.O. Ausscheidungssystem an. Die Zusammenstellung der einzelnen Kämpferpaare wird gelost, d.h. es gibt dann natürlich auch „unfaire“ Kämpfe, wenn z.B. ein erfahrener 110kg Mann gegen ein 60kg Anfänger antritt. Das ist dann ein Kampf von 30 Sekunden, Verlierer ist derjenige der als erster am Boden liegt. Der Sieger tanzt mit erhobenen Armen seinen Adlertanz und erwartet dann seinen nächsten Kampf.

Wir gingen dann zu den Bogen-Schieß-Wettbewerben.. Um das Stadion waren die Plätze und Wege dichtgedrängt. Richtig voll. Bei den Bogenschützen fand noch ein Trainings-Schießen statt. Das Ziel sind faustgroße Lederwürfel, die in ca. 70m Entfernung in einer Reihe am Boden liegen. Es wird mit den mongolischen, stark abgewinkelten Bögen geschossen, die Pfeile sind aus Holz mit dicken, stumpfen Spitzen. Die Treffsicherheit ist echt toll. Die Spannkraft der Bögen ist sehr hoch um überhaupt die schweren Pfeile ins Ziel zu bekommen. Bei dieser Entfernung muss man natürlich stark „drüber halten“, es ist viel Erfahrung notwendig um mit diesen Parabel-Schüssen erfolgreich zu sein. Es sind auch viele Frauen unterschiedlichsten Alters dabei, der älteste Teilnehmer ist 85 Jahre alt. Frauen und Männer haben sehr schöne, traditionelle Kleidung an, meist auch noch einen Hut mit Antenne. Durch den Absperrzaun durfte ich mal einen Bogen in die Hand nehmen und durchziehen. Eine wirklich sehr starke Zugkraft!

Zum Mittagessen gab es dann in einem der vielen Esszelte die berühmten Teigtaschen, gefüllt mit Hammelfleisch. Eine ziemlich fette Angelegenheit. 

Danach nochmals zu den Ringern ins Stadion. Leider sind die Kämpfe weit weg, so dass keine guten Bilder möglich sind. Die Gruppe fuhr dann zurück ins Hotel, ich besuchte nochmals die Bogenschützen. Im Innenraum des Wettkampfplatzes konnte ich dann noch ein paar schöne Bilder schießen, dann hatte ich auch genug und ging zurück ins Hotel.

Donnerstag 12.7.2012

Ich wurde bereits um 7:30 von der Ethno-Managerin, Frau Altansuwd und Fahrer zum Pferderennen abgeholt. Es ging zuerst zum Amure-Hotel wo die gestrige Ethno-Gruppe ins Auto einstieg, um sich dann in den Stau einzureihen, der von UB, ca. 50 km westwärts, bis zum Zielraum des heutigen Pferderennens führte. Hier konnte man einen guten Eindruck der mongolischen Fahrkultur erleben. 4 Fahrspuren stadtauswärts, Autos dicht an dicht. Es wurde so allmählich auch die Spuren der Gegenfahrbahn mitbenutzt. Das Ganze bei Tempo 50 -60 km/h, der Gegenverkehr fuhr auf dem Rest-Randstreifen, wenn möglich. Es war chaotisch, hat aber gut funktioniert. Alle Achtung!
Außerhalb der Stadt gab es eine Autobahn, bzw. eine „neue“ breite Straße, aber auch hier wurde die Gegenfahrbahn mitbenutzt und das Tempo erhöht. Die Rallye Paris – Dakar kann nicht spannender sein. Die ersten grünen Hügel waren zu sehen, aber nicht lange. Beim Abbiegen zum Zielgelände gab es eine Trockenpiste, d.h. es gab Staubwolken ohne Ende. Man sah nur noch die Bremslichter des Vordermannes. Die Geländewagen, das waren die meisten KFZ, sind über Erdwälle bzw. Gräben direkt ins Gelände und mit Hurra zu den „Parkplätzen“, d.h. möglichst nahe an dem Zieleinlauf gerast. Das war schön chaotisch, hat aber gut funktioniert.
Am Zieleinlauf konnte man auf einem großen Display das Rennen verfolgen. 25 km ist die Strecke lang, die von 5 jährigen Pferden und 11 bis 14 jährigen Kindern ausschließlich im Galopp geritten wird. Eine tolle Leistung von allen Teilnehmern.
Es gibt natürlich Versorgungszelte, Sandwich, Pizza, Limo, Wasser aber kein Bier. Gestern, im und ums Stadion war auch kein Bier zu haben, kann man sich das hier in Deutschland bei solchen Großveranstaltungen vorstellen? Wohl kaum - ist aber vielleicht besser so.

Eine Folklorebühne präsentierte Tanz und Gesang aus der Mongolei, Kunsthandwerker zeigten Filzprodukte, Schnitzereien und Bilder. Es gab auch ein Zelt für die traditionelle Herstellung von Bögen und den Materialien. Daneben war auch eine Gelegenheit das Bogen schießen selbst zu probieren, Ziegenfelle waren in 30 – 40 m Entfernung aufgespannt, das musste ich sofort probieren. 6 Coins für Pfeile gekauft und einen Bogen ausgesucht. Die Holzpfeile hatten dicke, stumpfe Holzspitzen, waren also recht schwer. Der Bogen war mittelgroß und die Zugkraft eher für Anfänger. Also die ersten 2 Schuss waren zu kurz, die war Zugkraft zu gering, da muss man dann „drüberhalten“. Mit dem 3. hatte ich einen Treffer, No. 4 ging daneben, No. 5 ein Treffer, 6 wieder daneben. Ich bekam wegen meiner Treffer 2 Pfeile extra, die ich aber versemmelte. Ich war trotzdem ganz stolz auf meine zwei Treffer. In dem Zelt lagen verschiedenste Bögen und ich fragte ob man auch einen Bogen kaufen könnte. Das Englisch war ziemlich holprig, ich sollte später nochmals kommen und mit dem „Boss“ reden. Was ich auch tat. Er bot mir einen gebrauchten, aber sehr guten Bogen an, den ich auch ausprobieren konnte, der Preis war auch ok und wir wurden uns handelseinig. Ich bekam noch 3 Pfeile und einen Transportsack, dann war das Geschäft gemacht. Ich denke, das ist der Bogen auch wert, das war kein schlechter Kauf.

Wegen dieser Aktivitäten bekam ich vom Zieleinlauf der Pferde gar nichts mit. Das Rennen war vorbei, aber ich war stolzer Besitzer eines mongolischen Bogens. Auf das zweite Pferderennen wollten wir (die Gruppe) nicht warten, so das wir dann wieder mit viel Staub und Stau wieder zurück nach UB gefahren sind. Mittagessen gab es im „Kuhdamm“, ein Wiener Schnitzel, in dem sich ein Hacksteak versteckte. Deutlich besser war das kalte, frische Bier Dschingis. Da ging auch noch ein Zweites, dann ins Hotel und eine kleine Pause machen. Morgen Früh soll es losgehen mit meiner einwöchigen Tour in die mongolische Steppe. Ich freu mich schon. 

Freitag 13.07.2012

8:00 Auschecken im Hotel, ein schnelles Frühstück war noch möglich, dann stand schon „Purve“ der Fahrer und Frau Altansuwd, die Managerin aus UB von Ethno Mongol ,vor der Tür. Nach kurzen Beschnuppern und Taschen einladen fuhren wir, Purve, ich und der „saustarke“ Toyota Landcruiser los. Purve verstand leider kein Deutsch und sehr wenig Englisch, ich kein Mongolisch, also unsere Kommunikationsfähigkeiten wurden zu einer große Herausforderung, die wir aber mit Händen und Füssen, mit Bildwörterbuch und „Bilder malen“ hervorragend gemeistert haben. Zuerst ging es zum Wasser kaufen, dann zum Tanken. Wir verließen UB westwärts. Zuerst gab es noch viele Autos, aber mit jedem Km wurde es ruhiger und die mongolische Landschaft wurde sichtbar. Sanfte grüne Hügel bis zum Horizont, aus dem manchmal gezackte, dunstige Berge wachsen. Die ersten Viehherden waren zu sehen, Schafe, Ziegen, Kühe mit Kälbern und natürlich Pferde. In der Steppe gibt es viele Wasserstellen, flache Tümpel mit Regenwasser, die von den Pferden als Tränke oder Erfrischungsbad benutzt werden.

Es ist so eine ruhige Landschaft, wenn nicht gerade ein überladener Laster oder ein Off-Roader vorbei brummt. Es gibt auch kleine und größere Flüsse in der Steppe, die so fließen wie sie gerade wollen, bzw. können. Natur pur!
Plötzlich bog Purve von der Strasse ab und auf einem Sandweg blieb er stehen. Mittagspause deutete er unmissverständlich an und lud schon Tisch und Klappstühle aus. Aus einem Korb wurden Tassen, Zucker, Kaffeepulver und Sandwichpakete ausgepackt, heißes Wasser gab es aus der Thermoskanne. Wir beide haben die Wurstbrote und den Kaffee sehr genossen, wirklich gut, eine unerwartete Überraschung.
Dann ging es den Sandweg weiter, weg von der Strasse. Kniehohes Gras, manchmal Matsch oder Sand, nach ca. 5 km standen wir vor unseren ersten Ger-Camp Khankhar Uul. Dieses Camp besteht aus ca. 20 Rundzelten (mong. Ger) , dem Hauptgebäude mit den Sanitäreinrichtungen und einem Restaurantgebäude. Das Ger ist recht groß und komfortabel. Kreisrund, ca. 8m Durchmesser, an den Seiten 1,5m in der Mitte 2,5m hoch, in der Mitte steht ein Ofen mit dem Rohr nach oben, links und rechts ein Bett mit ordentlicher Matratze und Bettzeug, hinten Tisch, Stühle, Taschenablage. Also alles was man so braucht. Strom zum Akku laden gibt es nur abends für 2 Stunden, Duschen nach Anmeldung, da das Wasser mit einem Ofen aufgeheizt werden muss. Die Duschen und Toiletten sehen gut aus. Ich bin überrascht, ich habe mir ein Ger-Camp viel rustikaler vorgestellt. Hier am Camp gab es auch ein aufgespanntes Ziegenfell als Ziel fürs Bogenschießen.
Da mussten wir natürlich den neuen Bogen auch gleich ausprobieren. Also den Bogen spannen und los geht’s. Nach dem Einschießen gab es die ersten Treffer. Mein bestes Ergebnis: 3 Schuss – 3 Treffer! Besser geht`s nicht.

Danach war relaxen und erste Kommunikationsübungen angesagt. Das war gar nicht so einfach, wir hörten meine ipod-Musik und mit „Bilder malen“ in einem Notizblock konnten wir uns verständigen. Später kam noch Duya dazu, eine junge Mongolin, die als Guide mit einer anderen Gruppe hier im Ger-Camp ankam und uns als Dolmetscher sehr willkommen war. Sie erzählte mir von ihrem Bruder, der viele Jahre in Nürnberg gelebt hat. Obwohl noch eine polnische Reisegruppe kam, war das Camp nur zur Hälfte belegt.

Heute auf der Fahrt haben wir noch Purves kleinen Bruder getroffen, der mit einer anderen Reisegruppe unterwegs war, eine Gruppe aus Hamburg und Frankfurt, die mich sofort als Franke erkannt haben (warum???) und sich auch gleich an „Schäufele“und Bamberger Rauchbier“ erinnerten. So kann man seine Geografiekenntnisse auch vertiefen! Nachmittags hatte ich im Ger noch Besuch von einer 3cm langen „Cucaracha“, sie hat es aber nicht überlegt.

Das Abendessen war gut und reichlich, Eier-Gurken-Salat mit Senfsoße, Hackbraten mit Kartoffelbrei, Nudeln, Pilzen und Salat. Zum Nachtisch ein Schockriegel. Nicht gerade ein mongolisches Essen, aber das wird sicher noch kommen. Für mich gab es danach ein „kaltes Bier“. Purve trinkt nicht, auch nicht abends, schade, muss ich mein Abendbier alleine trinken. Also zum Abschluss des Tages noch ein Genuss-Zigarillo vor dem Ger, dazu intensive Landschaftsbetrachtung. Es zogen Wolken auf, Gewittergrollen war zu hören, der Wind nahm zu. Strom gab es nur bis 22:00 also vorher das Bett herrichten, Mein Reise-Schlafsack war super. Das Bett nach Mitbewohnern durchsuchen, Mückenlicht anzünden, Taschenlampe und ipod zurecht legen. Kurz nach 22:00 lag ich mit Fleecejacke, Shorts und Socken im Bett, der Wind nahm zu, wurde böig und zerrte an den Planen des Gers. Es fing an zu regnen, nicht viel, aber ein schönes Geräusch vom Planendach.. Ich lag sehr gut, sehr bequem, es war stockdunkel und der Regen sang mich in den Schlaf. 

Samstag 14.7.2012

Die erste Nacht im Ger. Ich bin ganz sacht aufgewacht, ohne Autoverkehr, ohne Türenklappern, ohne fremde Geräusche. Natürlich viel zu früh, denn Frühstück gab es erst um 9:00. Also, die Gertür weit öffnen, einen Blick in die weite Landschaft und wieder zurück ins Bett. Das war ein guter Anfang.
Das Frühstück war super, Eieromelett mit Salat, frisches Brot, Butter, Marmelade, auch der Pulverkaffee war gut. Um 9:30 war Abfahrt in Richtung Karakorum. Zurück zur Hauptstrasse dann westwärts. Es hatte in der Nacht etwas geregnet, aber nicht viel, die Wege sind nur feucht, nicht überschwemmt.
Nach einer Stunde waren wir in Mongol Els, den nördlichsten Sanddünen der Mongolei. Dort hielten wir an und waren auch schon von vielen Kamelführern und ihren Tieren eingekreist. Purve aber kannte sich aus, sucht nach dem richtigen Kamelführer und wurde auch handelseinig. Ich sollte/musste Kamel reiten. Das Kamel kniete zuerst, dann ging auch das Hinterteil nach unten und ich konnte aufsteigen. Steigbügel an und das Kamel kam langsam wieder hoch. Der Treiber ging in Richtung Dünen und führte das Kamel an einem Strick, der dem Kamel durch die Nase gezogen war. Nach 100 m hatte ich den Takt und den Rhythmus vom Kamel drauf und versuchte mit ihm im Takt zu bleiben. Der Treiber machte Bilder von uns beiden Kamelen, ich glaube wir mochten uns. Ein kleiner Stock als Motivationshilfe soll dem Kamel helfen das Tempo nicht zu verlieren, ich bekam den Führungsstrick und war dann ganz und gar dem Kamel ausgeliefert. Der Führer lief vor/neben/hinter uns, um gute Bilder zu machen. Nach einem „Akkaba“ oder so ähnlich (frei nach Lawrence von Arabien), liefen wir flott durch die Sanddünen, der Führer mit meiner Kamera hinterher. Der Stalltrieb war aber sehr gut ausgeprägt, nach kurzer Zeit ging es mit schnellen Schritten zurück zum Ausgangspunkt. Nach dem Absteigen musste ich noch etwas mit meinem Kamel schmusen, ein liebes Tier mit so schönen braunen Augen.

Weiter ging es nach Karakorum der ehemaligen Hauptstadt im Orkhon-Tal. Die Hauptstrasse war sehr schlecht, Purve fuhr zick-zack oder gleich auf einer Spur neben der Strasse. Gegen Mittag kamen wir an der weißen Mauer des Kloster Erdene Zuu vorbei, es ging es quer über die Steppe zu unseren nächsten Ger-Camp Khangai. Das Mittagessen wartet schon auf uns, Vorspeise, Suppe, Teigtaschen, Nachtisch. Blumen auf dem Tisch, klassische Musik im Hintergrund, gut gemeint, passt aber irgendwie nicht ganz. Das Essen wieder (leider) reichlich. Gut, aber viel zuviel.

Nach einer kleinen Pause ging es zum Einkaufen nach Karakorum, die Telefonkarte aufladen und noch 2m Schnur für eine Hutbefestigung (!). Das Kaufhaus ist ein Gebäude umrahmt von Containerboxen, bzw. Garagen. Drumherum ein hoher Zaun und ein enges Tor. Alles sieht nach Hochsicherheitstrakt aus. Im Gebäude und in den Containern sind viele kleine Geschäfte untergebracht, Es werden Lebensmittel, Obst, Gemüse, Süßigkeiten, Kleider, Waschmittel, Elektronik und Haushaltsartikel angeboten. Aber auch alles was der Landmann braucht, Pferdehalfter, Schaufeln, Stricke, Stiefel...
Wir haben in diesem Kaufhaus alles bekommen, die Auswahl war wirklich gut.

Dann fuhren wir ins Kloster Erdene Zuu, dem ersten, buddhistische Kloster in der Mongolei. In dem 400m x 400m großen Klosterbereich, mit der imposanten, von 100 Stupas gekrönten Mauer, sollen sich zur Blütezeit 62 Tempel mit ca. 1000 Mönchen befunden haben. 1937 wurde das Kloster durch Kommunisten zerstört. Nach der Wende von 1990 wurde das Kloster wieder in Betrieb genommen und wird seitdem sorgfältig restauriert. Man vermutet, dass sich Teile der alten Hauptstadt Karakorum unter dem Gelände des Klosters befinden. Vor dem Kloster gibt es direkt am Parkplatz eine lange Zeile von kleinen Bretterbuden, die Getränke, Grillspieße und den üblichen Souvenirkram anbieten. Das Gelände innerhalb der Mauern ist wirklich groß, ca. 6 Tempel wurden wieder aufgebaut und werden aktiv benutzt, Lama-Mönche bieten den Gläubigen eine individuelles Meditation oder gemeinsame Gebete an. Die Tempel sind sehr schön ausgeschmückt, es sind bunt bemalte Buddha-Figuren und sehr viele Gebetsmühlen zusehen. Der Schildkrötenstein der außerhalb der Klostermauer liegt, soll vom zerstörten Dschingis Khan Palast stammen, der dort vermutet wird aber noch nicht entdeckt wurde.

Nach dem Kloster fuhren wir ins nahe Museum, um noch mehr von Karakorum zu erfahren. Das Museum ist echt toll, es gibt ein großes Model des alten Karakorum, dem damaligen Zentrum des mongolischen Riesenreiches. Wirklich sehr beeindruckend.
Ein sehr freundlicher und hilfsbereiter Museumsguide informierte über neue Ausgrabungen hier im Orkhon-Tal. Große, übersichtliche Schautafeln stellen die Entwicklung der Mongolei und deren Weltreich deutlich dar, sehr spannend. Sehr sehenswert!! Eine Nachbildung des „Paiza“, der Reisepass, den Marco Polo von Kublai Khan erhalten hat, ist auch zusehen. Mit diesem Paiza konnte Marco Polo in dem großen Weltreich umherreisen, war geschützt und bekam jegliche Unterstützung. Ob Marco Polo auch in Karakorum war, ist dagegen nicht sicher, man vermutet es.
Der Ort Karakorum ist nicht so sehenswert, hohe Bretterzäune, dahinter Häuser, Hütten Ställe oder ein Ger.. Strassen gibt es eigentlich nicht, man fährt dort, wo es halt geht, wo es möglich ist. Wege mit tiefen Löchern oder Wassertümpeln machen es dem Fahrer schwer. Wir fuhren zu einem Aussichtspunkt mit einem sehr schönen Ausblick ins Orkhon-Tal. Ein „Ovo“ (heiliger Steinhaufen) mit blauen Bändern, ca.5m hoch, darum herum hohe Wände mit Mosaiken des ehemaligen mongolischen Reiches, Ein schöner Aussichtpunkt mit einer großartigen Aussicht.

Danach wieder zurück ins Ger, Duschen war angesagt, dann Essen. Wieder zuviel, macht aber nichts, Purve erklärte sich bereit die Hälfte der Portionen zu übernehmen, eine gute Lösung. Ich bin trotzdem satt und bräuchte eine Verdauungshilfe, gab es aber nicht, dafür ein Feierabendbier, ein Zigarillo und das Reisetagebuch zum Schreiben. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Sonntag 15.7.2012

Also, gestern Abend wurde ich noch auf eine schwere Probe gestellt. Aus einen Nachbar-Ger-Camp hörte man Techno-Sound, eigentlich schon am Abend, aber da dachte ich, die werden schon aufhören. Das taten die aber nicht. Die Bässe haben um 11:00 und auch noch später gehämmert. Ich lag in meinem Bett, mitten in der Natur, 5 km vom nächsten Ort entfernt und jetzt ist hier „Disko“ angesagt. Die Techno-Beats machten mich richtig aggressiv. Was sollte ich machen? Ohrstöpsel rein, Ohrhörer rein, Ipod an – nichts half. Scheiße, ich kann nicht schlafen, weil so Deppen die Lautsprecher aufdrehen. Am liebsten gleich abreisen, beschweren, was weiß ich.... Ich klopfe bei Purve nebenan, er lacht, weiß gar nicht was mir nicht passt. Also wieder ins Bett, durchschnaufen, runterschalten, Hörbuch abhören. Darüber bin ich dann auch eingeschlafen, mein Schlaf war stärker.
Um 8:30 bin ich aufgewacht, leichter Regen auf das Ger-Dach. Ich öffnete die Tür, es sah grau aus, aber die Sonne kam schon raus und vertrieb die Regenwolken. Nach den „daily duties“ gab es Frühstück, wir sind die einzigen Gäste, vielleicht wegen der Disko? ;-)
Danach fuhren wir ins Orkhon-Tal zu einer kleinen Pferdezüchter-Familie. Ca. 20 Pferde, Stuten und Fohlen, waren bei einem kleinen Ger an einem Berghang angebunden,. Wir stiegen aus und uns kamen 4 Kinder im Alter von 3 bis 10 Jahren und deren Eltern entgegen. Wir wurden ins Ger eingeladen, große Kochstelle in der Mitte, rechts und links steht ein Bett, Eimer, Schüsseln, Kisten stehen herum, der Boden ist mit Brettern belegt. Die Kinder waren sehr schüchtern, nur die Kleinste springt quietschvergnügt und nackig herum. Ich bekam ein Schüssel mit Airag, die vergorenen Stutenmilch zum Trinken, ein Stück getrockneten Quark und frischen, gelben Milchrahm. Ich bin eigentlich ein Milchverweigerer, aber hier mußte ich das annehmen und zumindest probieren. Es hat gar nicht schlecht geschmeckt, Der trockene Quark wie ein alter, salziger Pecorino, das Airag fast wie ein Weizenbier, nur dem Milchrahm konnte ich nichts abgewinnen.

Dann sollte ich rauskommen, das Pferd stand schon bereit, ich sollte reiten. Das war dem Pferd sicher genauso lästig wie mir, aber was soll`s. Der enge, mongolische Holzsattel sah sehr unbequem aus, aber irgendwie wird es schon gehen. Ich stieg auf, der Sattel gab festen Halt, ich nahm den Zügel und mein Pferd lief los. Es war gutmütig und ruhig, es trottet so dahin, dann drücke ich die Fersen in die Seite, lasse den Zügel locker, schon begann es zu laufen. Um die Herde herum und wieder zurück, ich trau mich ein bisschen mehr und nach ein paar „tschak-tschak“ wird mein Pferd auch schneller. Abfedern oder Aussitzen? Ich machte meine Runden zwischen Ger und Herde, es machte großen Spass und Purve fotografierte wie verrückt. Die Kids standen da, naschten an ihren Schokoriegeln und wunderten sich über den fremden, dicken Reiter.

Nach dem Absteigen wurden die Stuten gemolken und ich konnte noch mit den kleinen Fohlen schmusen. Die Kinder bekamen noch Malstifte, Malbücher und Naschsachen, ich durfte nochmals Airag trinken, dann verabschiedeten wir uns und ging es hinunter ins Orkhon-Tal.
Wir fuhren über Stock und Stein durch einen flachen Nebenarm auf eine Orkhoninsel. Das machte mit dem starken Toyota viel Spaß. Es gab am Fluss viele Vögel, Familien beim Zelten oder Picknicken, dazwischen Ziegen und Pferde. Beim Zurückfahren wurde das Auto gewaschen, Dreckspritzer müssen weg! Wir fuhren zurück ins Camp, das Mittagessen wartet schon, wir teilten meine Portion, denn ist wieder zuviel für mich. In der Mittagspause saß ich im Ger und schrieb an meinen Bericht, plötzlich - mich haut es fast vom Stuhl, huscht eine kleine Maus unter dem Bett hervor und verschwindet wieder. Was jetzt? Maus im Ger! Nach dem ersten Schreck musste ich lachen, keine Panik, es war nur eine kleine Maus. Draußen sind viele Mauslöcher, da wird sie sicher nicht im Ger bleiben wollen.
Purve fährt mich nochmals ins Museum, ich wollte noch mehr von den neuen Ausgrabungen wissen und den Vortrag darüber von Anfang an hören. Da wurde 2011 eine Grabanlage gefunden und ausgegraben, die aus mehreren Höhlen besteht und die durch Stollen miteinander verbunden sind, In diesen Höhlen wurden sehr schöne Wandmalereien und kleinere, bunt bemalte Figuren gefunden, sowie Münzen, die aus dem europäischen Raum (Konstantinopel) stammen. Diese Museum ist wirklich sehr sehenswert, es bietet eine übersichtliche, gut gelungene Ausstellung und freundliche, hilfsbereite Mitarbeiter.

Wieder im Ger ziehen dunkle Wolken auf, Gewitterstimmung, ein Minisandsturm über Karakorum. Hoffentlich kommt keine Regenzeit, morgen wollen wir doch ins Orkhon-Tal fahren, da sollte es schon sonnig und trocken sein. Neue Gäste kommen an, Signorina Olympia aus Milano will auch ins Orkhon Tal und eine chinesische Reisegruppe sorgt mit der gemeinsamen Abend-Gymnastik für eine gute Stimmung. Ich habe heute noch mal ein Maus in meinem Ger gesehen (oder war es die gleiche?). Hoffentlich springt die nicht in mein Bett. Das Gewitter verzog sich wieder, alles wird gut und ohne Techno-Geräusch konnte ich gut und schnell einschlafen.

Montag 16.7.2012

Ich bin schon um 6:00 aufgewacht, weil einige chinesische Damen draußen rumgetanzt sind, Tür aufmachen, schaun was los ist, dann noch mal zurück ins Bett. Nachts hatte es ziemlich geregnet, aber dann beim Frühstück sah es wettertechnisch gut aus. Es sollte ein schöner Tag werden. Wir fuhren mit zwei Autos los, Purve und ich, im anderen Auto Olympia und ihr Fahrer. Wir fuhren über die Hauptstrasse nach Khujirt, dann über ein Seitental hinab ins obere Orkhontal. Anfangs fuhren wir noch auf Strassen und Wegen, im Tal gab es nur noch Fahrspuren, meist mehrere nebeneinander und der Fahrer hatte die Qual der Wahl. Das obere Orkhon-Tal ist unbeschreiblich schön,, ein breites Tal durch den sich der Orkhon schlängelt, mal breit in großen Meandern, dann wieder als tief in das Basaltgestein eingeschnittene Schlucht. Wir fuhren auf der Südseite, flussaufwärts. Das „Geländefahren“ war heute sehr anspruchsvoll, Rinnen, Stufen, Steinfelder, Wasser- und Schlammtümpel galt es zu überwinden. Manchmal nur im Schritttempo über Steinbrocken klettern, dann wieder mit Tempo auf den Sandspuren entlang, dass es nur so staubt. Das ist vielleicht ökologisch nicht ganz richtig, macht viel Spaß. Die Berge auf beiden Seiten sind teilweise bewaldet und um die 2700 m hoch, was man gar nicht vermutet, aber die Höhe das Tales liegt auch schon bei 1500m. Nach 5 Stunden kamen wir am in der Nähe des Orkhon-Wasserfalles am Ger-Camp an. 

Hier gab es nun ein Problem, die Duschen und Toiletten waren defekt, event. sind die in der Nachbarschaft zu benutzen. Wir sahen uns die Gers genauer an, die sahen aber nicht gut aus, ungepflegt und abgewohnt, nicht nur Duschprobleme.
Hier wollte ich nicht bleiben, ich informierte mit einem Anruf die Managerin in UB, sie versprach Abhilfe und nach 10 Minuten fuhren wir in das Ger-Camp: Bayan Uul
Ein schönes, gepflegtes Camp, direkt am Orkhon gelegen und abseits der Fahrspuren, hier zogen wir für zwei Tage ein. Purve und ich beziehen ein Ger, da die Anlage ausgebucht war, das war aber für uns kein Problem. Wir verstanden uns, auch ohne großen, gemeinsamen Wortschatz. Also auch hier noch einmal meinen herzlichen Dank an die Managerin von Ethno Mongol, die uns schnell und unkompliziert, trotz Hauptsaison, ein anders, viel besseres Ger besorgt hat. Es gab dort einen kleinen, jungen Hund, der mit meine Schuhe anknabbern wollte, die mitgebrachten Leckerli waren ihm dann doch viel lieber. Er war sehr lieb und nach kurzer Zeit verstand er „Sitz“ und „Platz“, „Hölzchen holen“ war auch gut, nur vor größeren „Hölzchen“ hatte er Angst (warum wohl????). Ein kleines Mädchen gab es auch, sie hat sich über Müsliriegel, Malstifte und Malbücher sehr gefreut.

Am Nachmittag fuhren wir zum Orkhon-Wasserfall, der eigentlich Ulaan-Gol-Wasserfall heißt. Der Nebenfluß Ulaan-Gol, der von einem Bergtal herunterkommt und quer durch das Tal fließt, stürzt hier ca. 20 m in die Tiefe in das tief eingeschnittene Tal bzw. Schlucht des Orkhon-Flusses. Durch die steilen, zerklüfteten, manchmal senkrechte Basaltwände sieht diese 800m lange Schlucht wildromantisch aus, Direkt unten am Orkhon-Fluß gibt es einen schmalen Uferstreifen mit hohen Nadelbäumen und niederen Gebüsch. Über eine Geröllhalde kletterten wir hinunter ins Tal und liefen durch die Schlucht zu dem Kessel mit der Wasserfallklippe. So eine Landschaft hätte ich hier nicht erwartet, wirklich wunderschön.

Das Abendessen im Ger fiel hier etwas rustikaler aus, Die Fleischportion bestand nur aus Knorpel, Fett und Sehnen, das konnte ich nicht essen, Purve nahm es gern und ich war mit der Salatvorspeise und der Suppe auch satt. Bier gibt es auch, gutes, dunkles Karkhorin-Bier , aber leider nicht kalt. Der Stromgenerator wird erst später eingeschaltet um die Brauchwassertanks wieder mit Orkhon-Wasser aufzufüllen. Ich sitze mal wieder vor meinem Ger, schreibe in mein Tagebuch und genieße die Zeit. Ich höre den Orkhon rauschen, der Hund kommt ab und zu vorbei, das Bier und das Abend-Zigarillo schmeckt. Mir geht es echt gut. Es ist wunderbar, dass alles so gut geklappt hat. 

Dienstag 17.7.2012

Nachtrag: Gestern Abend kam in Camp noch eine deutsch-mongolische Reisegruppe an. Er erzählte mir, dass sein mongolischer Freund einen Reitunfall hatte und sich dabei das Bein gebrochen hat. Seine Gruppe war schon über eine Woche unterwegs (Gobitour) und nun passierte dieser Unfall. Der Verletzte wurde notdürftig geschient und dann mit dem Geländewagen nach UB gebracht. Der Transport über diese Wege wird 8 bis 10 Stunden dauern und ist sicher sehr belastend für den Patienten.
Nach diesem Gespräch wurde mir auf einmal sehr bewusst, dass wir uns doch weit außerhalb der „normalen“ Zivilisation aufhalten. Das Telefon funktionierte hier im Ger auch nicht, da es zu tief im Tal liegt. Ich werde ab sofort vorsichtiger sein und jegliches Risiko vermeiden.
Wir saßen noch vor dem Ger und redeten über diesen Unfall, da kam ein mongolischer Gast vorbei, bracht ein Bier mit und setzte sich zu uns. Er war mit seiner Frau und Kind hier zu einem Kurzurlaub, muss aber morgen wieder zurück nach UB. Er ist in einer sehr großen Kupfermine bei Erdenet als Finanzmanager angestellt. Er sprach gut Englisch und wir hatten viel zu erzählen. Irgendwann war aber Schluß und ich verkroch mich ins Bett. 

Es hatte in der Früh geregnet, es tropfte durchs Dach, eine darunter gestellte Tasse fing es auf.. Wir ließen es ruhig angehen und blieben bis 9:00 liegen, der Regen wurde auch weniger. Heute sollte es ein Ruhetag werden, prima, ist mir auch recht. Zum Frühstück gab es Ei, Nescafe, Marmelade, Butter und „Pfannkuchenbrot“. Es hat sehr gut geschmeckt.
Beim Frühstück höre ich, dass der Verletzte das Krankenhaus gut erreicht hat. Er wurde operiert und es soll ihm den Umständen entsprechend gut gehen. Die Gruppe wird die Rundreise wohl abbrechen, sie brauchen nur noch einen Guide, der sie wieder bis zur Hauptstrasse bringt. Nach dem Frühstück wurde in dem kleinen Ofen im Ger Feuer gemacht., danach hocke ich am Ofen und genoß die Wärme. Purve machte sich am Ofen zu schaffen, ein Alufolienpaket wurde ins Feuer gelegt, nach 5 Minuten holte er es wieder raus und nach dem Auspacken serviert er „frisch gegrillte Hammelleber“. Ich mußte natürlich probieren. War nicht ganz mein Geschmack, aber ich habe tapfer davon gegessen. Gegen Mittag klarte es auf, die Sonne kam raus und schon wieder gab es Mittagessen: Hammelleber-Salat, Gemüse-Suppe, Spaghetti mit Fleischsoße, Schockokeks, und Kaffee. Ich habe nur ein kleinen Teil der Spaghetti gegessen, ich glaub ich nehm hier zu!!! 

Nachmittags fuhren wir noch mal zum Wasserfall und mussten uns den Weg durch Ziegenherden suchen. Direkt am Wasserfall gab es ein Schamanen-Zelt. Ein Schamane sucht den Kontakt zu Verstorbenen und bietet aktive Lebenshilfe an. Dieses Schamanentum ist in der Mongolei weit verbreitet und wird auch von jungen Menschen gesucht. Der Platz um das Schamanenzelt war geschmückt mit verschiedensten Tierfiguren, Steinen und Holzfiguren. 

Wieder zurück am Ger-Camp ging ich ein weites Stück am Orkhon entlang, vorbei an Kiesbänken, an steilen Ufern mit Vogelhöhlen, an einer breiten Furt, die das Durchfahren mit geeigneten Autos möglich macht, vorbei an Schaf und Ziegenherden. Hier genoss ich diese tolle Landschaft in vollen Zügen, so habe ich mir die Mongolei vorgestellt, diese Weite, diese Landschaft pur, diese Ruhe und Harmonie. Dieses obere Orkhontal ist einmalig schön. Morgen fahren wir weiter, auch schon wieder ein Stück zurück nach UB. 

Mittwoch 18.7.2012

Nach dem Frühstück haben wir uns vom ganzen Ger-Team verabschiedet, haben Bayaan Uul verlassen und sind auf sehr abenteuerlichen Wegen in Richtung Tuvkhun-Kloster gefahren. Die Landschaft ist einmalig schön, einfach großartig! Über eine rustikale Holzbrücke ging es auf die andere Seite des Orkhon, dann in ein Seitental. Wir fuhren weiter bergauf und die Landschaft sah aus wie in einem Alpen-Hochtal. Es gab bewaldete Berghänge und feuchte moorige Wiesen. Nur die Wege (??) waren rustikaler.
Als wir am Parkplatz ankamen gab es jede Menge Pferde und Pferedeführer. Zum Kloster ging es ca, 3km bergauf und diesen Weg sollte ich auf einen Pferderücken zurücklegen. Also, nach den gestrigen Unfall der anderen Reisegruppe, habe mir wirklich gut überlegt ob ich dies tun soll, eigentlich wollte ich nicht, aber Purve sprach mir zu und der Pferdeführer nimmt mein Pferd an die Leine. Also nicht reiten, sondern nur auf dem Pferd sitzen. Da willigte ich ein und stieg auf. Das Pferdchen lief ganz brav an der Leine, aber der Waldweg war feucht, schlammig und voller Wurzeln. Das Pferdchen musste gut aufpassen wo es hintrat und ich musste das Gleichgewicht halten. Also, Reiten war das wirklich nicht. Was aber noch viel schlimmer war, sind die 1000 Fliegen die mich umsummten und sich überall hinsetzten. Die sind wohl zu faul zum fliegen. Auf der Mütze vom Pferdeführer habe ich über 50 Fliegen gezählt. Die Fliegen sind nur lästig, richtig eckelhaft sind die großen Pferdebremsen, die umhersummten und Opfer suchten. Natürlich wurden die Pferde von diesen Viechern gequält, manchmal auch ich, trotz langer Socken und Hemdenärmel. Oben angekommen konnte man das Kloster schon sehen, direkt an eine Felsenburg gebaut liegt dieser heilige Ort. Es besteht aus einem verschachtelten Holzhaus und zwei danebenliegenden Stupas. Hinter dem Kloster steigt die zerklüftete Bergspitze steil an, die man wegen der tollen Aussicht auch besteigen kann. Nach meiner Kletterei und ca. 30 m höher musste ich ganz schön schnaufen. Die Aussicht war großartig, das Klettern hatte sich gelohnt. Leider ging zu diesem Zeitpunkt mein Kamera-Akku in die Knie, mein Ersatzakku liegt im Rucksack und der liegt im Auto. Ganz schön blöd oder Pech gehabt, da musste ich mir die tollen Eindrücke halt merken. Dieses Kloster wird in jedem Reiseführer beschrieben, also ganz allein war man hier nicht. Aber auf jeden Fall sehr sehenswert. Der Rückweg war noch blöder als der Aufstieg. Durch mein Schwitzen mögen mich die Fliegen und Bremsen nun noch mehr, es war fürchterlich. Ich war nur noch am „wedeln“. Bergab zu gehen war für das Pferd wegen der Wurzeln, Schlammlöchern und der schweren Last ein harter Job und für mich gar kein Vergnügen. Unten angekommen, fuhren wir schnell weg aus diesem Fliegenparadies.

Purve deutete ein Picknick an und zeigte irgendwo hin. Keine Ahnung was er vorhatte, ich ließ mich überraschen. Kurz darauf sahen wir neben der Strasse zwei Adler sitzen, Purve hielt an, und ich versuchte Bilder zumachen. Beide Adler flogen auf, aber einer setzte sich sehr dekorativ auf eine Steinspitze, wo ich noch ein paar Bilder vom ihm machen konnte.

Diese Hochtal-Strasse war relativ gut, also gab Purve Gas, wir flogen ganz tief. Zuerst auf Sandspuren, dann quer über die Steppe in Richtung Orkhon. Die Ziegen- und Schafherden rannten erschrocken nach links und rechts. Bei einer Nomadenfamilie erkundigte sich Purve nach dem Wasserstand des Orkhon. Purve will durch den Orkhon fahren!!! Je näher wir dem Orkhon kamen, umso ruhiger wurde Purve, Es wurde nicht mehr gesungen oder gepfiffen, Purve konzentrierte sich auf diese Durchfahrt. Am Orkhon wurde kurz angehalten und Purve schaute sich die Kieseinfahrt genau an. Der Orkhon ist an diese Stelle ca. 100m breit und geschätzte 50cm tief, eine deutliche Strömung war zu sehen. Einige große Stein lagen als Orientierung im Wasser. Dann ging es los. Mit gleichmäßigem Tempo fuhren wir durch, es gab eine große Bugwelle. Am andern Ufer hielten wir an, Purve war sichtlich erleichtert und wir beide freuten uns sehr über diese spannende Aktion.

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Hier war auch der ideale Platz für das Picknick, Tisch und Stühle wurden aufgebaut und Purve tischte auf was wir vom Ger-Camp mitbekommen haben, Reis, Kartoffel, Fleisch (ohne Sehnen) danach Kaffee. Es hat sehr gut geschmeckt.

Weiter ging es, wir verließen das Orkhontal und fuhren auf der Hauptstrasse (?) wieder zurück nach Karakorum in das Ger-Camp Munkh Tenger nahe am Orkhon. Kaum angekommen fing es an zu regnen, es donnerte und schüttete richtig arg. Aber nach einer Stunde war alles vorbei, ein schöner Regenbogen zeigte sich über den Hügeln.

Wir fuhren in den „Supermarkt“ um die Telefonkarte aufzuladen und Einmal-Rasierer zu kaufen. Mich störte mein 10-Tage Bart. Aber das mit dem Abrasieren war gar nicht so einfach, bzw. es war nicht möglich. Die Klingen waren sehr schnell stumpf, der Bart war nur teilweise ab. Das Abendessen war gut und nicht so üppig wie in den letzten Tagen. Vielleicht war Purve heute nicht satt und musste deshalb nochmals nach Karakorum fahren. Hier im Camp war auch eine größere Gruppe mit Engländern zu Gast, die waren echt gut drauf, freundlich, locker und cool. Das war bei anderen Gruppen leider nicht immer so. Über das Verhalten von Reisegästen könnte ich ein eigenes Kapitel schreiben. Aber was soll`s. Ich konnte mein Abendbier heute „kalt“ im Restaurant genießen und habe noch ein Stück an meinem Reisenotizen geschrieben.

Donnerstag 19.7.2012

Die ganze Nacht und noch vormittags hat es geregnet, alles war grau, diesig, die Berge waren kaum zu erkennen. Es gab ein gutes Frühstücks-Buffet mit britischer Ausrichtung. In Karakorum trafen wir noch Purve`s älteren Bruder, der auch als Fahrer mit einer kleineren Gruppe unterwegs war. Diese Gruppe kam in der Holzklasse der „Transsib“ von Moskau über den Bailkalsee nach UB, und will nach einer Rundreise in der Mongolei nach Peking weiterfahren. Beneidenswert! Der Weg zurück nach UB führte an kleineren Ansiedlungen vorbei, die zum größten Teil aus Tankstelle, KFZ-Werkstatt und Supermärkten bestehen.

Wir fuhren weiter in den Hustai-National Park. Das Ger-Camp ist sehr groß, liegt am Rande des Parks und war voll belegt, hauptsächlich mit Reisegruppen aus China und England. Das Mittagessen war ein chinesisch ausgerichtetes Buffet. Es bot eine große Auswahl und war sehr gut. Das Ger war groß, schön ausgestattet und sauber. Es gab auch ein Info-Center, einen Souvenir-Shop und einen Veranstaltungsraum. Purve`s 4-Bett-Quartier war nicht so gut, deshalb zog er wieder mit ins Ger ein.

Nach dem Essen fuhren wir gleich (ca. 8 km) zur Forschungsstation in den National Park hinein, um dort die berühmten Przewalski Pferde zu beobachten. Diese Wildpferde, die Vorfahren unserer Hauspferde, waren schon so gut wie ausgestorben und nur Dank vieler Tiergärten aus aller Welt konnte diese alte Pferderasse erhalten und seit den 80er Jahren wieder in diesen Hustai Nuruu National Park ausgewildertt werden. Bis heute verläuft die Einbürgerung sehr erfolgreich und die erste Generation, die in freier Wildbahn geboren wurde, pflanzen sich bereits wieder fort. Es leben jetzt über 200 Tiere im Park. Wir hatten riesiges Glück, direkt am Weg bei der Forschungsstation stand eine kleine Herde der Przewalskipferde. Die 5 Wildpferde grasten ganz entspannt und nahmen von uns Besuchern kaum Notiz. Das waren wirklich sehr schöne Tiere, der robuste Körperbau und die aufrecht stehende Mähne sind typische Merkmale dieser Wildpferde. Sie liefen langsam an uns vorbei und zeigten sich von allen Seiten. Ein beeindruckendes Erlebnis.

Zurück im Ger wurde im Ofen Feuer gemacht, aber Purve hatte zuviel Holz aufgelegt, so dass wir fast das Ger abfackelten, es war wie in der Sauna. „Paßt scho“ sagte er, eines der wenigen Worte die er von mir lernte. Das Wetter wurde besser, es war trocken, manchmal kam auch die Sonne durch. Bei mir war wieder „Schreiben“ angesagt. Abends sollte hier noch ein mongolisches Folklore-Rock.Konzert stattfinden, schau mer mal...
Das Abendessen war nicht so toll, die Hammelfleischstreifen waren ziemlich zäh, aber Dank Purve ist nichts übrig geblieben. Nachdem ich die Tischdecke etwas versaut habe, stellte ich einfach den Salz- und Pfefferstreuer auf diese Flecken. Das hatte Purve noch nicht gesehen, er hat losgelacht, wie ich ihn die ganze Woche nicht gehört habe, er konnte gar nicht mehr aufhören, das war richtig ansteckend. Dann haben wir natürlich noch weiter rumgeblödelt, wir hatten echt viel Spaß. Das Konzert der mongolischen Fok-Rock-Gruppe war sehr gut. Es war unglaublich was die 3 Musiker mit ihren Pferdekopfgeigen und ihren Stimmen dargeboten haben. Dieser typische, mehrstimmige Kehlkopfgesang war sehr beeindruckend. Das war ein sehr schönes Konzert, ein schöner Abschluß für diese Reise.

Morgen geht es zurück nach UB.

Freitag 20.7.2012

Auch die letzte Nacht im Ger-Bett habe ich wie immer sehr gut geschlafen. Das Frühstück war aber eher schwach. Die Mädels kamen nicht nach das Buffet aufzufüllen. Dazu fehlte es an Tassen, Löffel, usw. Irgendwie planlos und überfordert. Aber wir hatten ja Zeit und es machte uns viel Spaß den Bedienungen und den Gästen ein bisschen zuzusehen. Nach dem Frühstück ging es zurück nach UB. Irgendwie war es schade, dass diese Tour zu Ende ging, anderseits freute ich mich auch auf Daheim. Diese zwei Wochen haben auch gereicht, ich habe sehr viel gesehen und erlebt, das muss erst einmal alles verarbeitet werden. Nach kurzer Zeit erreichten wir den Stadtrand von UB und reihten uns in den üblichen Stau mit Drängeln, Schneiden und Ausbremsen ein. Die Fahrt auf der Peace Avenue von West nach Ost bot noch mal einen guten Eindruck des Verkehrssituation in Ulaan Baatar, sehr chaotisch aber gut funktionierend!

Der Abschied von Purve am Hotel Kaiser ging dann ganz schnell Die Taschen mit den Rest-Süßigkeiten und Mitbringseln habe ich im Auto gelassen. Natürlich hat Purve sich über ein paar Geschenke sehr gefreut. Wir haben viel zusammen erlebt, wir hatten viel Spaß in dieser Woche und wir haben uns gut verstanden, obwohl wir nicht die gleiche Sprache hatten. Mit Purve hatte ich nicht nur einen guten Fahrer und Guide, er war auch wirklich ein guter Freund. Nach einigen kräftigen Umarmungen war er weg.
Ich bezog ein schönes großes Zimmer und nach einer kurzen Pause ging ich zum „shopping“ in die Stadt. Mein Ziel war die Souvenir-Abteilung des alten Kaufhaus Ikh Delguur. Dort gab es eine großes Angebot an Kaschmir, Leder und Filz, an Kunstgewerbe und den üblichen Mitbringseln. Nach kurzer Zeit hatte ich die gewünschten Sachen gefunden und dann ging ich in das Silk Road, einem bekannten Restaurant, direkt am Choijin Tempel gelegen. Diese Lokal hat eine Terrasse mit einer schönen Aussicht auf den alten Tempel und einer guten italiensche Küche. Nach all dem Hammelfleisch genoss ich zarte Steaks, Grillkartoffeln und einen knackig frischen Salat mit tollen Dressing, danach Espresso. Es hat sehr lecker geschmeckt. Schade, dass Purve nicht dabei sein konnte, das hätte ihm auch gefallen.

Mir geht es echt gut, da bin ich auch sehr dankbar dafür, nicht nur für dieses Essen, sondern auch, dass alles so gut geklappt hat, dass ich so viele freundliche und hilfsbereite Menschen getroffen habe, dass das Wetter so gut mitgespielt hat, dass nichts schlimmes passiert ist, dass diese zwei Wochen ein sehr schönes und einmaliges Erlebnis war.
Im Hotel packte ich sehr sorgfältig meinen neuen Bogen ein, da ich den als Handgepäck mit in den Flieger nehmen wollte, meine Reisetasche wird auch schon so vorbereitet, dass es dann morgen Früh keine Probleme geben kann. Mit einem kurzen, letzten Besuch des Sukhbaatar Platzes schließe ich dann mein Reise hier in UB ab.

Samstag 21.7.2012

Ich sitze im Flugzeug zurück nach Berlin. Die Nacht war etwas unruhig, der Fahrer war auch schon da, also los ging es über die schlechten Strassen zum Flughafen. Das Einchecken ging gut, nur bei der Handgepäckkontrolle gab es Probleme wegen des Bogens. Ich sollte den Bogen und die Holzpfeile wie meine Reisetasche aufgeben. Ich diskutierte heftig mit dem Operator am Durchleuchtungsgerät, der blieb aber stur bis eine ältere „Kontroll-Dame“, (wahrscheinlich der Supervisor) kam und die Mitnahme des Bogens als Handgepäck erlaubte. Da war ich doch sehr froh und erleichtert, denn als normales Gepäck hätte der Bogen sicher Schaden genommen. Die Wartezeit bis zum boarding verging sehr schnell. Ich traf 3 Mitreisende von Ethno Mongol wieder, die die letzte Woche in einem Nomadencamp verbracht hatten, sie erzählten von sehr rustikalen aber auch sehr spannenden und beeindruckenden Erlebnissen. Es wurden noch die letzten mongolischen Dollars in Kaffee, Kuchen und Souvenirs umgetauscht. Viel Glück hatte ich mit meinem „doppelten“ Sitzplatz, so dass mein Bogen und ich viel Platz hatten. Glück muss man haben...aber da kann ich mich wirklich nicht beschweren, alles lief und läuft supergut.
Berlin erreichten wir mit einer kleinen Verspätung, aber auf meine Tasche musste ich fast ein Stunde warten. Dadurch war mein Anschlussflug natürlich weg, es gab auch keine Ersatzflüge, denn Samstagnachmittag sind die Flugpläne sehr ausgedünnt. Also schnell mit dem Bus zum Hauptbahnhof und dann mit dem ICE nach Stuttgart. Noch mal Glück, ich angelte mir den letzten freien Platz in einem Abteil des ICE und konnte dann entspannt bis Stuttgart fahren. Draußen zog die „deutsche“ Landschaft mit Wäldern, Feldern und Hecken vorbei, das sah auch sehr schön aus. Die tolle Reise ist zu Ende, eine Reise mit so vielen Eindrücken und Erlebnissen, ein langer Traum ging damit in Erfüllung. 

Ich möchte hier auch Allen danken, die mich bei der Vorbereitung und während der Reise unterstützt haben.
Mein Dank für Frau Oyunjargal Sharkhuu, Managerin von Ethno Mongol, die mich sehr gut beraten und diese Rundreise für mich organisiert hat.
Vielen Dank auch an Frau Tuvshin, die deutschsprechende und kooperative Managerin vom Hotel Kaiser, die mir schon bei der Zimmer-Reservierung und auch mit der Telefonkarte sehr geholfen hat.

Vielen Dank an Frau Altansuwd, die Ethno-Mongol-Managerin in UB, für den schnellen und unkomplizierten Ger-Wechsel im Orkhontal.
Vielen Dank für die gute Betreuung auch an Frau Khaltar (Hata), mein freundliche Guide während der Naadam Spiele.
Vielen Dank natürlich auch an Purve (Purevdorj) meinen Fahrer, Guide und Freund, mit dem ich eine tolle Woche verbracht habe.
Besonders möchte ich mich aber bei meiner Frau bedanken, die mich zu jeder Zeit unterstützt hat und sehr viel Verständnis für meine Reiseaktivitäten zeigte.

Für weitere Fragen zu dieser Reise oder möglichen Verbesserungen zu dem Reisebericht stehe ich unter ervision@aol.com zur Verfügung. 

Werner Eckert, Baltmannsweiler

www.eckisupdate.blog.de